Ab Nantes ging es direkt nach Carnac. Für uns ein Wiedersehen, denn vor einigen Jahren hatten wir die Gegend schon mit unserem Junior besucht und uns in die Steine verliebt. Die Jungsteinzeitler haben hier ganze Arbeit geleistet. Nach einem schönen Strandtag haben wir zwei Tage lang mit dem Rad um Carnac herum so ziemlich alles an Steinen, Menhiren und Dolmen angesehen, was zwischen 5000 und 3000 v. Chr. hier aufgestellt wurde. Absolut beeindruckend und mir unverständlich, mit welchen Mitteln die zum Teil 20 Meter langen und viele Tonnen schweren Steine bewegt und aufgestellt wurden.
Übernachtet wurde zwischen durch auf dem Hof eines Austernhändlers und auch gleich dort gespeist.
Genug der Pracht der Schlösser. Jetzt musste mal wieder bodenständiges Frankreich her. Wir fuhren nach Nantes und stellten fest, dass es nicht so einfach ist mit dem Womo einen Stellplatz zu finden. Oft war die Umgebung so unangenehm, (z.B. ausgebrannte Wohnwagen) dass wir auf einen Parkplatz im weiteren Stadtgebiet auswichen. Nach einer ruhigen Nacht lud mich Bernd zum Frühstück in das schöne Jugendstilcafe La Cigale ein. Ambiente genial, Dejaunier ok.
Und mein Mann war ja clever. Schleppt mich Sonntags hierhin, wo alle Geschäfte geschlossen waren. Was ich alles Schönes verpasst habe.
Zwischendurch saßen wir vor einer Kirche und pötzlich erschallte aus einem offenen Fenster im zweiten Stock eines Wohnhauses Geigenklänge. Ein älterer Mann sass dort und gab uns Spaziergängern ein wunderschönes Konzert mit irischer oder bretonischer Folklore. Nach jedem Stück applaudierten alle und er stand auf und verbeugte sich mit einem charmanten Lächeln. Und dann entdeckten wir Les Machines de Nantes. Eigentlich wollten wir längst weiterfahren, aber das war zu interessant.
Ich hatte im Fernsehen schon mal den Tiefseetaucher in Berlin gesehen. Riesige Figuren, die mittels Traktoren bewegt werden oder/und komplizierter Technik.
Das war ja alles was für Technikfreund Bernd. Und ich habe mich in den Elephanten verliebt.
Mein Lieblingsschloss sollte diesmal auf dem Besichtigungsplan stehen. Das nach Versailles meistbesuchte Schloss Frankreichs „Chenonceau“. Wieder aufs Rad und von Ambois aus dorthingefahren. Der Einlass zum Schlossinneren wurde von eine Besucherschlange bewacht, was wir so vorher noch nicht erlebt hatten. Also zuerst die Außenansicht genossen.
Im Schloss wurde der Zickenkrieg der zeitweiligen Besitzerin, Diane von Poitier, Mätresse Heinrich des II. von Frankreich, und seiner Ehefrau, Katharina vom Medici, sichtbar. Nach seinem Tod warf Katharina die Nebenbuhlerin raus und renovierte eiligst. Von der schönen Diane ist nur noch deren Schlafzimmer und ein Bild zu sehen. Rache ist süss, denn Diane war gegenüber Katharina eine wahre Augenweide. Das Damenschloss heisst es im Übrigen, weil es fast ausschließlich im Besitz von Frauen war.
Das Schloss von Amboise habe ich mir geschenkt, Bernd hat es besichtigt. Ich brauchte mal einen Tag schlossfrei. Letztes Chateau auf unserer Hitliste (hey, es gibt hier über 80 Schlösser) war Villandry mit seinen berühmten Gärten.
Nach einer entspannten Nacht auf unserem traumhaften Stellplatz direkt an der Loire haben wir für die weiteren Schlossbesichtigungen bei schönstem Wetter die Pferde, äh uns auf die Räder, gesattelt. Obwohl ein Ritt auf einem Pferd zum Schloss sicher authentischer gewesen wäre. Cheverny ist ein hübsches Chateau, das sogar dem Zeichner von Tim und Struppi als Vorlage für Kapitän Haddocks Unterkunft diente.
Auf der Weiterfahrt mit dem Rad nach Blois wollten wir auch Schloss Beauregard einen Besuch abstatten, wurden aber als nicht standesgemäss vor dem Tor stehen gelassen. Covid wurde als Grund vorgeschoben. Effronté.
Also weiter zur nächsten Besichtigung in Blois. Hungrig haben wir vor dem Schloss einen wenig frugalen Snack zu uns genommen, als plötzlich im Haus neben uns die Bewohner wütend wurden, aus dem Fenster grunzten und Feuer spuckten.
Das Schloss von Blois ist auch sehenswert. Nur langsam schleicht sich etwas die Besichtigungsmüdigkeit ein und man geht schneller durch die Räume. Trotzdem finden sich immer wieder Highlights die man bestaunt.
Auf dem Rückweg haben wir auf einer Wiese am Fluss gepicknickt mit Baguette, Patè und Wasser. Wein war aus.
Mal eine andere Art von Kirche besuchten wir bei Ronchamps. Le Corbusier baute eine für die fünfziger Jahre extrem modere Kirche aus Sichtbeton. Sehr interessant und wieder mal Geschmackssache. Urteilt selber.
Die folgende Übernachtung in dem Ort Auxonne war für mich nochmal ein Flashback. Hier habe ich so um 1974 rum zwei Wochen Kajakurlaub mit dem Sportbund gemacht. Sieht aber inzwischen alles anders für mich aus.
Im Ort Gevry Chambertin musste dann mal endlich Wein probiert werden. Die Weinlage ist ganz schön teuer. 80 % werden nach Asien verkauft, weil dort eher der Preis als der Geschmack zählt. Wird als Erfahrung abgehakt. Haben zwei Flaschen mitgenommen.
.Aber wirklich wunderbar sind die kleinen Restaurants mit so leckeren Schweinereien, deren Namen wir zum Teil nicht aussprechen können oder gar nicht wissen, was da auf dem Teller liegt. Alles schmeckt anders und raffiniert. Und erst die Märkte mit dem Käse, dem frischen Fisch und den herrlichen Kuchen. Ich habe nicht nur vom Anschauen 4 Kilo zugenommen.🙈
In Beaune haben wir in der Abendsonne Kir, Cassis mit Weisswein, getrunken und am nächsten Tag auf dem Markt wunderbaren Käse, Pastete, Artischocken, Wein und andere Spezereien gekauft. Danach ging es ins Hospital. Nene, nichts Schlimmes. Ein Kanzler eines burgundischen Herzogs und seine nette Frau hatten dort im Mittelalter ein Krankenhaus für die Armen eingerichtet (zur Rettung des eigenen Seelenheils).
Und nach Stippvisiten in Taizè, Cluny und Bourges kam endlich die Loire und ihre Schlösser in Sicht. Gelegenheit für uns, eine uns angemessene Unterkunft für die Zeit nach unserer Pensionierung auszusuchen.🤴👸
Kurze Pause und meine Rückfahrt nach Erfurt wegen eines Kurse haben für mich die Fahrt unterbrochen. Tut ganz gut, wenn man ständig zusammen war. Bernd ist noch mit dem Fahrrad von Lindau zum Rheindelta (eher ein unansehnlicher Kanal mit hohen Dämmen) mit dem Womo an die Donauquelle in Donaueschingen und dann nach Freiburg gefahren. Hier mit dem E-Rad 1000 Meter hoch auf den Schauinsland. Im strömenden Regen runtergerast. Dann nach Hinterzarten und die gesperrte B31 runter durch das Glottertal. Muss herrlich gewesen sein, wo teilweise vierspurig sonst der Verkehr durchdonnert.
Freiburg intensiv besucht, ist wunderschön. Er hat es sich auch gut gehen lassen, im Biergarten vom Feierling war er mehrfach 🍺🍺
In Freiburg hat er mich wieder aufgelesen und wir sind stantepede nach Colmar gebraust. Womo abgestellt, Räder raus und ab in die Stadt. Ich wollte schon lange mal den Isenheimer Altar im Museum Unterlinden ansehen. In einem Jugendbuch von Berte Bratt hatte die Protagonistin von dem Altar geschwärmt und ich hatte das über viele Jahrzehnte (oje, so alt bin ich schon) als Reiseziel im Hinterkopf behalten. Ich war überrascht ein Triptichon mit einem sehr krank aussehenden Jesus am Kreuz zu sehen.
Angeblich wurde er so dargestellt, als ob er an einer Vergiftung mit Mutterkorn litt, die damals dort sehr verbreitet war. Die Symptome sind deutlich an ihm zu erkennen, wie zum Beispiel heftiger Ausschlag. Mal was ganz anderes. Colmar selber ist so hübsch, dass wir es am folgenden Tag nochmal besucht haben.
In einem Antiquitätenladen habe ich mir einen riesigen gotischen Wasserspeier- 8500 €, einen Jugendstiltisch mit zwei Stühlen – 18000 € und einen Blumenständer – 12000€ ausgesucht. Im Falle meines baldigen Lottogewinns wird sofort geliefert.
Die nächsten Tage war chillen am Seeufer angesagt mit kleinen Radtouren von Birnau aus u.a. nach Salem im strömenden Regen und Konstanz in der Sonne.
Bernd war so begeistert von Peter Lenk, dass wir eine Radtour nach Bodnau, dem Wohnort Lenks, gemacht haben. Der Donauradweg ist allerdings nicht unbedingt zu empfehlen. Oft an der Strasse und landschaftlich nur teilweise schön. Auch durch die vielen coronabedingten Heimaturlauber sehr voll. Egal, der Park Peter Lenks mit seinen verrückten Skulpturen hat für alles entschädigt. Die letzten beiden Friese sind in anderen Bodensee Städten zu sehen.
Dann folgten noch zwei Badetage in Wasserburg.
Endlich a sauber Mädsche, meinte Bernd nach meinem Bad im See. Ihm war es zu kalt. Überhaupt waren immer mehr Frauen als Männer im Wasser. Wir sind doch weniger empfindlich, oder?🤔
Kaum fliesst die Donau so schön und blau, da verschwindet sie zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen schon wieder, beziehungsweise versickert sie einfach durch viele, unterirdische Hohlräume. Das sieht faszinierend aus.
Und tritt als Quelle der Aach wieder zu Tage, wo sie über den Bodensee, den Rhein in die Nordsee fließt. Wie immer ist das vor Ort gesehen viel interessanter als in der Schule gelernt.
Das Wetter blieb mäßig und so zeigte sich Konstanz, unser folgendes Reiseziel, im heftigen Regen. Ich bin ins Museum geflüchtet und habe eine tolle Ausstellung über zehn, bis jetzt wenig beachtete, Malerinnen vom Bodensee angesehen. Nicht ein Bild von dem ich hätte sagen können „Das kann ich auch“. Also wirklich tolle Künstlerinnen. Man merkt, ich bin keine Freundin der abstrakten Kunst, also kurz nach dem Impressionismus stehengeblieben. Hoffentlich liest das hier kein Picasso-Liebhaber.🙄
Dann hat der Himmel doch noch gelacht (wahrscheinlich über mich Kunstbanausin) und wir konnten am Ufer entdecken, dass es die Konstanzer sehr ernst mit der Maskenpflicht nehmen.
Übernachtet haben wir wieder mit Fuchs und Hase auf einem einsamen Parkplatz mitten zwischen Wäldern und Wiesen oberhalb von Sipplingen mit einem netten, jungen Pärchen aus Berlin.
Zuerst ging die Reise zu einem Geburtstagskind in Heusenstamm, dann nach Vallendar am Rhein zu meinen Eltern und weiter südwärts nach Speyer.
Hier haben Bernd und ich uns vor 30 Jahren kennengelernt. Ich habe es jedenfalls bis heute nicht bereut.🤗
Nächstes Ziel war Kloster Maulbronn. Eine herrliche Anlage.
Das Schöne am Womofahren ist, dass man spontan Halt machen kann, wenn einen plötzlich ein Ort auffällt, den man schon immer ansehen wollte. Ein weiteres Geburtstagskind besuchten und beschenkten wir in Stuttgart.
Sodann zog es uns immer weiter in den Süden. Tübingen kannten wir beide nicht, also gleich einen Stop eingelegt. Wunderschöne kleine Gässchen mit Fachwerkhäusern laden zum Staunen und Schlendern ein. Als krönender Abschluss kam eine Bootsfahrt auf dem Neckar, die uns zum Ende hin doch etwas an der Menschheit zweifeln ließ. Der stakende Bootsführer war erst sehr nett, meinte jedoch zum Ende hin uns mitteilen zu müssen, dass das alles Quatsch sei mit Corona. Und dann kamen die unglaulichsten Weltverschwörungstheorien zu Tage, die u.a. die Freimaurer, die Queen, Bill Gates und die Zionisten zur Grundlage hatten. Das hat die Stimmung erheblich gedrückt.
Das hat ein gutes Maultaschenessen am nächsten Tag wieder wettgemacht. Vorher hatten wir, in Vorbereitung auf die nachfolgenden Loireschlösser, das malerische Schloss Lichtenstein besucht.
Am nächsten Tag hat Bernd mich durch das Donautal von Mühlheim bis Kloster Beuron und zurück über die Höhen mit dem Radel gejagt. Der Mann hat eine unfassbare Energie.
Bin totmüde ins Bett gefallen. Der Mann schafft mich.